aktuell
Anfang Februar hat uns die Nachricht erreicht, dass unserer früherer Presbyter Hartmut Scheidt nach längerer Krankheit verstorben war. Das hat uns sehr bewegt und erschüttert. Aber es hat auch eine Menge an Erinnerungen ausgelöst.
Sich umfassend zu erinnern ist ein Prozess, der etwas Zeit braucht. Aber nach und nach fällt mir vieles wieder ein. Als ich 1990 nach Velbert gekommen bin, habe ich irgendwann wahrgenommen, dass in dem Nachbarbezirk Johanneskirche mit großem Engagement Familienarbeit praktiziert wurde. Mehrere Male durfte ich mit einem äußerst fitten Team Gottesdienste für Große und Kleine vorbereiten. Das war immer sehr spannend, persönlich und kreativ. Auf diese Weise habe ich Hartmut Scheidt kennengelernt, der seine Fähigkeiten als Lehrer super gut in diese Gottesdienste eingebracht hat. Sehr schnell habe ich gemerkt, dass sein Herz für den Glauben und für die Gemeinde schlug und dass ihm zeitgemäße Wege der Glaubensvermittlung am Herzen lagen. Mit „alten Zöpfen“ konnte und wollte er nichts anfangen, stattdessen wollte er neue Formen und Wege ausprobieren.
So haben wir angefangen, an Hartmuts Schule in der Kastanienallee die Schulgottesdiente musikalisch und inhaltlich neu zu gestalten.
Ich erinnere mich, dass er äußerst tatkräftig und handwerklich geschickt war. Und so wurde der Gottesdienstraum der Johanneskirche gemeinschaftlich umgestaltet und für unsere Bedürfnisse angepasst. Nicht ohne Widerstände, aber die hat Hartmut überwunden.
Gottesdienste, Gemeindefeste und Osterfeuer hat er zusammen mit seiner Familie gestaltet, gerne auch musikalisch.
2002 ist er als Presbyter an der Johanneskirche eingeführt worden. Hartmut war es wichtig, für die zukünftige Gestaltung unserer Gemeinde Leitungsverantwortung zu übernehmen.
Zwei Jahre später hat er sich bereiterklärt, unser Presbyterium als Vorsitzender zu leiten, eine Aufgabe, die in den letzten Jahren zunehmend mit der Gestaltung von Veränderungsprozessen zu tun hatte. Da hat Hartmut aus meiner Sicht eine ausgezeichnete Arbeit gemacht. Er wollte Gemeindeleben neugestalten, war immer ein guter und intelligenter Gesprächspartner, hat gut zuhören sowie vermitteln können und hat nach Lösungen gesucht, die praktisch lebbar waren.
An der Friedenskirche hat er sich über Jahre innovativ eingebracht, hat mit seiner Frau Ursula den Glaubenskurs „Stufen des Lebens“ mit großem Erfolg durchgeführt. Immer ging es ihm darum, dass Menschen, gerade auch Außenstehende, in der Gemeinde ein Zuhause finden können. So hat er auch „Thomasmessen“ initiiert und die Arbeit der Lounge als Treffpunkt in der Friedenskirche mit ganzer Kraft unterstützt.
Als sich abzeichnete, dass das Gemeindeleben der Friedenskirche in die Stadtmitte umziehen würde, ist Hartmut auf diesem Weg engagiert vorangegangen: Die Lounge fand nun im Gemeindehaus Oststraße statt. „Stufen des Lebens“ wurde dort angeboten, auch ein Gesprächsabend zu Glaubensfragen. Und bei dem neuen Angebot „Café Globus“ waren Ursula und Hartmut Scheidt federführend. Und das Liederbuch „Lieder zwischen Himmel und Erde“ wurde auf Hartmuts Initiative hin angeschafft.
Dies alles sind lebendige Erinnerungen, und doch nur eine grobe Skizze von all dem vielen, was Hartmut mit seiner Familie in unserer Gemeinde gelebt und bewegt hat.
Lieber Hartmut, herzlichen Dank für alle Liebe und allen Einsatz. Herzlichen Dank für gemeinsame Wege, die wir über Jahre miteinander gegangen sind. Und herzlichen Dank für alles, wo du es gewagt hast, über bisher bekannte Grenzen hinauszudenken und neu zu gestalten. Wir sind betroffen und traurig über deinen frühzeitigen Tod und sind in Gedanken bei deiner Familie.
Dein Uwe Flaig
© 2009 bis 2022 Evangelische Kirchengemeinde Velbert