Die jüngere Geschichte des Nevigeser Kirchenarchivs

Zwei Jahre, nachdem Gerd Lensing und ich das Velberter Kirchenarchiv übernommen hatten, kamen die gesamten Unterlagen des Nevigeser Kirchenarchivs zu uns in die Christuskirche nach Velbert.

Dieser Umzug aller Dokumente und Bücher nach Velbert geschah auf Veranlassung von Gerd Lensing, der bei seiner Ahnenforschung in Neviges entdecken musste, dass die Unterlagen im Archiv unserer Nachbarn in völlig ungeeigneten Räumen untergebracht waren. Die Dokumente lagen zwar gut sortiert in Kartons, wie es die Kirchenleitung in Düsseldorf gerne sieht, aber in einem feuchten bis nassen Kellerraum. Die Pappe der Kartons hatte bereits Schaden genommen und der Inhalt roch arg muffig.

Nach Zustimmung der beiden Presbyterien landete der gesamte Inhalt des Nevigeser Kirchenarchivs zunächst einmal in einem Raum neben unserem Archiv. Die Kartons wurden entleert und entsorgt, die Dokumente und die Kirchenbücher auf den Tischen ausgebreitet. Dann wurde wochenlang gelüftet.

Die Nevigeser hatten ihre Unterlagen nach dem gleichen Schema geordnet, wie wir es in Velbert hatten, und zwar nach einem von der Landeskirche vorgegebenen Register. Das Einpacken der nun getrockneten Dokumente in neue Hartpappkartons einschließlich der Beschriftung war rasch getan.

So gestapelt fand das Nevigeser Archivgut einen neuen Platz in Velbert.

Die Nevigeser Kirchenbücher reichen zurück bis ins Jahr 1633. Ab dieser Zeit gibt es lückenlose Aufzeichnungen über die so genannten Kasualien, also über Taufen, Trauungen und Sterbefälle der Mitglieder der Reformierten Gemeinde. Von der zeitweilig existierenden Lutherischen Gemeinde Neviges gibt es Aufzeichnungen aus den Jahren 1786 bis 1809.

So genannte Findbücher, also Abschriften der handschriftlich verfassten Kirchenbücher mit alphabetischen und numerischer Auflistung der Daten fanden wir im Nevigeser Archiv nicht vor. So gab ich mich unter der sachkundigen Anleitung von Gerd Lensing daran, alle Angaben über Taufen, Trauungen und Beerdigungen der Nevigeser Kirchenbücher in meinen Computer einzutippen. Diese Wundermaschine sortiert glücklicherweise alle Daten in Windeseile. Ich bewundere unsere Vorgängerinnen und Vorgänger in den Archiven, die diese Arbeit mühevoll mit Karteikärtchen und Schreibmaschine bewältigt haben.

Im Oktober 2011 war es geschafft und es entstanden insgesamt fünf Findbücher. Für die Reformierte Gemeinde Neviges sind es vier Bücher und zwar für die Jahre 1633 bis 1700, 1701 bis 1800, 1801 bis 1850 und 1851 bis 1900. Für die Lutherischen in Neviges gibt es ein Buch, gefüllt mit den Daten vom Jahre 1786 bis zum Jahre 1809.

Sicher, wir haben drei Jahre lang an diesem Thema gearbeitet, aber nun haben wir digitale Abschriften der alten Kirchenbücher, übersichtliche Tabellen und die leicht lesbaren Aufstellungen in den Findbüchern für alle Ahnenforscher.

Bei der Übernahme der Nevigeser Archivunterlagen fanden wir auch eine Aufstellung der Dokumente der Gemeinde, Aufzeichnungen über Vermietungen, Verpachtungen, Schriftverkehr über Kirchbau und Reparaturen, Landschaftspflege und Schreiben an die Obrigkeit und die Kirchenleitung, Schriftstücke also, wie sie durch das Leben der Gemeinde anfallen und brav gesammelt wurden. Aufgezeichnet wurde diese Aufstellung von Frau Marga Mast, von der mir gesagt wurde, dass sie die Frau des ehemaligen Nevigeser Pfarrers Paul Mast ist.

Seit Juni 2012 freuen wir uns über einen weiteren Mitarbeiter im Archiv, Wolfgang Erley aus V.-Dalbecksbaum, Urvelberter wie Gerd Lensing, jahrelang engagiertes Gemeindeglied und eifriger Pfadfinder. Wolfgang Erley kämpft, wie ich am Anfang, seinen nicht immer stummen Kampf mit dem Computer und müht sich um die Erfassung der Dokumente aus Neviges. Sein Ziel ist es, mit Hilfe der Computer-Technik alle Unterlagen aus Neviges zu digitalisieren, wie wir das heute nennen. Irgendwann steht dann ein weiteres Buch in unserem Schrank, ein „Findbuch“, das jenen Forschern die Arbeit erleichtern wird, die in die Vergangenheit der Nevigeser Gemeinde schauen wollen.

Jeden Dienstag sitzen wir Drei am Vormittag im Archiv und freuen uns, wenn Besucher zu uns kommen, die im Archiv von Neviges oder Velbert ihre Forschungen betreiben können.

Dr. Ingomar Haske