Hoffnung, die ansteckt

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Ihr Lieben,

seit dem 1. Januar sind wir eine neue Art von Gemeinde, nämlich eine Hoffnungsgemeinde.Da hoffen wir mal stark, dass das nicht nur eine Hoffnung ist, sondern dass innen auch das drin ist, was außen draufsteht, nämlich jede Menge Hoffnung. So viel Hoffnung, dass das jetzt neuerdings unser Markenkern ist.

 Ich habe vielen Menschen davon erzählt, dass wir jetzt eine Hoffnungsgemeinde sind, und habe immer den gleichen Spruch zurückbekommen: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Und jedes Mal habe ich mich gefragt, ob das nun wirklich den Grund unserer Hoffnung trifft.

Hoffnung ist derzeit fast das wichtigste Thema überhaupt. Fast alle Menschen sehnen sich nach nichts mehr als nach Hoffnung. Die Nerven liegen blank. Ich spare mir die Details, ihr kennt sie ja selbst. Nur eine Beobachtung von Ende Januar: Amtsbeginn von Donald, dem Unbeschreiblichen. Alle Reporter und Staatsmänner sitzen seit Tagen wie die Kaninchen vor der Schlange und warten, was er als Neustes raushauen wird. Anschließend zerbricht sich die ganze Welt den Kopf, was sie davon halten soll. Die Grenzen von dem, was denkbar und sagbar und vielleicht auch machbar ist, werden jeden Tag ein Stück verschoben. Was soll man da hoffen?

gemeindeglueck
Aus zwei mach eins! Die Hoffnungsgemeinde

Die ersten Christen waren dafür bekannt, dass sie „Menschen der Hoffnung“ waren. Ihr Umfeld war die Welt der späten Antike, wo Kaiser und Statthalter unfassbare Macht hatten, der 90 Prozent der Bevölkerung wehrlos ausgeliefert waren. Was gab es da zu hoffen? Was machte die Christen zu Menschen der Hoffnung?
Es lässt sich mit zwei Worten zusammenfassen: „Jesus lebt“. Jesus, der am Kreuz das Leid und die Schuld der Welt auf seine Schultern genommen hat, ist von Gott auferweckt worden. Hier hat erstmalig in der Menschheitsgeschichte nicht der Tod das letzte Wort. Jesus ist bereits drin im neuen Leben.
Und jeder, der Jesus folgt, kann ihm auch in dieses neue Leben hinein folgen. Wir sind „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“, so sagt es der erste Petrusbrief (Kapitel 1, Vers 3).
Ostern, die Auferstehung Jesu am dritten Tage, wurde zum Ausgangspunkt des christlichen Glaubens an Gott. Und dann wurde klar: Wenn Gott stärker ist als der Tod, dann wird Gott und sein Sohn Jesus auch das letzte Wort haben über alles und über alle. „Alle werden bekennen, dass Christus der Herr ist“ (Philipper 2,10.) Unfassbar, dass alle, wirklich alle, zugeben und eingestehen werden, dass Jesus recht gehabt hat und recht behält mit seinen Worten über Liebe, die selbst dem Feind gilt, mit seinen Worten über Selbsthingabe, die Frieden schafft, und mit seiner radikalen Absage an Gewalt und jede Form von Aggression.
Der Liebe und dem Vertrauen auf Gott gehört die Zukunft. Alles, was aus Hass, Gewalt, Angst und Aggression geboren ist, ist „für die Tonne“. Opfer werden von Jesus ins Recht gesetzt. Und Tätern wird nichts anderes übrigbleiben, als ihre Schuld einzugestehen. Was auch mich einschließt, weil ich manchmal auch Täter bin und manchmal Opfer.

Gott wird die Dinge klären. Und spätestens da wird klar werden, dass wer Gott vertraut und seinem Sohn folgt, dass der auf die richtige Karte gesetzt hat: Liebe ist Trumpf. (Spannende Anspielung, denn „Trump“ bedeutet ja auf Deutsch nichts anderes als „Trumpf“. Und die Frage ist, was sich am Ende als Trumpf herausstellen wird.)

Die christliche Hoffnung beruht auf einem einmaligen Ereignis in der Geschichte der Menschheit: Der Auferstehung von Jesus, dem Christus. Damit ist die Machtfrage entschieden. End-gültig.
Die Mächte des Egoismus und des Hasses sind damit noch nicht gebannt. Sie verursachen unfassbares Leid. Aber Menschen der Hoffnung wissen, dass die Macht des Bösen bereits gebrochen ist. Der jüngste Tag wird es ans Licht bringen.
Und von daher brauchen wir als Menschen der Hoffnung nicht vor den Nachrichten zu sitzen wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange. Wir können beten. Zuallererst Gott anbeten. Jesus Christus anbeten. Ihm gehört die Zukunft. Und dann können wir Gott um Hilfe bitten für Menschen, die in Not sind. Und wir können anpacken und helfen, wo es in unserer Macht steht.
Unsere Hoffnung hat einen Namen:

_ _ s _ _ _ h _ _ _ t _ _ .

Er lebt. Er ist erfahrbar. Er möchte in uns wohnen. Und damit wohnt die Hoffnung in uns. Es ist die Begegnung mit Christus, die uns mit Hoffnung füllt: Im Gebet. Und gemeinsam mit anderen im Gottesdienst, wo Christen seit 2000 Jahren jeden Sonntag was feiern??? Rrrichtig: Die Auferstehung von Jesus Christus. Und wenn diese Hoffnung in uns lebt, dann fließt sie auch über. Steckt an. Wir können uns gegenseitig mit Hoffnung anstecken. Und unsere Hoffnung wird sich auswirken in der Art, wie wir miteinander umgehen. Wer Hoffnung hat, der muss nicht immer Recht behalten.
Wer Hoffnung hat, der kann sich auf die Sichtweise anderer einlassen. Wer Hoffnung hat, der kann sich auch zurücknehmen. Oder auch mutig auftreten. Je nachdem.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ ??? Wenn Christus unsere Hoffnung ist, dann ist er schon längst gestorben. Und auferstanden. Und seitdem ist er höchst lebendig und nicht mehr totzukriegen. Und unsere Hoffnung auch nicht.
Und mit all unseren kleinen und mittleren Hoffnungen, die sich manchmal erfüllen und manchmal auch nicht und sich manchmal auch als nicht wirklich sinnvoll herausstellen, können wir uns immer wieder bergen in dieser großen Hoffnung, die den Namen Jesus Christus trägt.

Ihr / euer Uwe Flaig