In wenigen Tagen ist Pfingsten. Was war das noch mal? Ein Ereignis, das
die erste Gemeinde Jesu Christi kräftig durchgerüttelt hat!
Ein heftiges Brausen am Himmel wie von einem gewaltigen Wind – der
Heilige Geist auf der Gemeinde – Flammen über ihren Köpfen und kein
Problem, von ihrem Glauben an Gott zu sprechen. Der Geist gab es ihnen
in vollen Zügen und sie teilten es aus. Zuerst untereinander, später
immer weiter. Soweit, wie es ging in der damaligen Supermacht Römisches
Reich. Und was bedeutet uns Pfingsten heute? Ein paar freie Tage, die
wir gerne mitnehmen? Ein alter Zopf, den man auch abschneiden könnte, um
die Steuereinnahmen zu erhöhen? Ein Märchen aus uralten Zeiten? Ein
bisschen von allem? Aber: vielleicht steckt vielmehr darin, sehr viel
mehr! Gehen Sie doch mit mir auf Spurensuche.

Stichwort Superpower, da liegen wir beim Heiligen Geist sehr richtig. Er
schwebte laut der Schöpfungsgeschichte über den Wassern und war die
Kraft, mit Hilfe derer Gott Chaos und Ödnis zum Leben erweckte. Er
sprach: es werde! und siehe es ward sehr gut. Was umgekehrt bedeutet:
ohne Gottes Geist geht das Leben ein. Damit folgen wir einer zweiten
Spur des Heiligen Geistes. Er hat von Anfang an Widerstreit erfahren.
Adam und Eva. Sie erinnern sich? Wer hat hier das Sagen? Gottes Geist
und Ja-Wort, oder der Mensch? Der bastelt inzwischen an Marssonden und
Raumstationen, schafft es aber nicht, Hunger, Krieg und Verschwendung,
diese schlimmsten Geißeln der Menschheit, zu beenden. Der Mensch also
eine bedauerliche Fehlplanung? Seiner Verantwortung nicht gewachsen?
Kann man so sehen. Muss man aber nicht.

Im Wochenspruch für die Pfingstwoche kommt eine weitere, sehr wichtige
Spur des Heiligen Geistes dazu: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft,
sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“
(Sacharja 4,6) „Es“ ist der Neuanfang Israels nach dem babylonischen
Exil 520 v. Chr. „Es“ sind der neue Tempel und das Manövrieren des
kleinen Landes im Dickicht der Machtinteressen drumherum. Das könnte
Gottes Volk mit Heer oder Kraft versuchen. Gelingen werden Neuanfang und
ein Gottesdienst, der ausstrahlt, aber nur im Vertrauen auf Gottes
Geist. Es ist gut, wenn wir Menschen wissen, auf welchen Geist es
ankommt. Bei den Vereidigungen der Bundesminister und
Bundesministerinnen des neuen Kabinetts kam etwas von der Unterscheidung
der Geister zum Ausdruck. „So wahr mir Gott helfe!“ heißt, dass sich
Menschen ihrer eigenen Grenzen bewusst sind und darauf vertrauen, dass
Gottes Geist ihnen helfen kann. Weil wir – trotz alles häufig schlimmen,
doch manchmal auch überraschend wunderbaren Strebens – Menschen bleiben,
Gott aber Gott ist.
Der Heilige Geist ist Gottes Superpower zum Guten. Und das unterscheidet
seinen Geist von anderen Geistern. Eine Kraft, die Leben schafft; die
Neuanfänge möglich macht; die aus dem Reich des Todes heraufholt und an
Christi Seite in die Gemeinschaft mit Gott führt. Dahinter bleibt unser
Geist immer zurück, das macht im wahrsten Sinne des Worts aber nichts!
Denn wir dürfen Gott um Seinen Geist bitten! Dürfen uns nach ihm sehnen
und um ihn bitten in den schwärzesten Stunden unseres Lebens. Wie in
einem alten Pfingstlied, das schön ist wie am ersten Tag (Evangelisches
Gesangbuch Nr. 130): O Heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns
deine Wohnung sein, o komm, du Herzenssonne. Du Himmelslicht, lass
deinen Schein bei uns und in uns kräftig sein zu steter Freud und Wonne.
Sonne, Wonne, himmlisch Leben willst du geben, wenn wir beten; zu dir
kommen wir getreten.-
Am nächsten Sonntag im Gottesdienst? Wie wäre das?
Peter Schmidt, Pfarrer
